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Erste industrielle Produktionsstätte für Biokerosin in Deutschland

Datum der Veröffentlichung:
21. Februar 2022

bp Raffinerie in Lingen startet Produktion von nachhaltigem Flugkraftstoff aus gebrauchtem Speiseöl

Nachhaltigeres Fliegen ist das Ziel. Der Weg dorthin ist jedoch technisch herausfordernd und mit hohem Aufwand verbunden. Einen wichtigen Schritt unternimmt bp nun in seiner Raffinerie in Lingen: Seit Mitte Februar produziert die Raffinerie nachhaltigen Flugkraftstoff (Sustainable Aviation Fuel, kurz: SAF) aus gebrauchtem Speiseöl im sogenannten „Co-Processing“-Verfahren. Die bp Anlage in Lingen ist die erste industrielle Produktionsstätte in Deutschland, die dieses Verfahren für die SAF-Herstellung auf Basis von Biomasse von Abfällen und Reststoffen anwendet.

 

„Biomassebasierten Flugkraftstoffen kommt eine wichtige Rolle bei der Dekarbonisierung des Luftverkehrs zu. Denn im Vergleich zu herkömmlichem Kerosin bewirkt SAF eine signifikante CO2-Reduktion über den gesamten Lebenszyklus des Kraftstoffes. Zudem können ihn Fluggesellschaften ohne technischen Umbau sofort einsetzen“, sagt Arno Appel, Vorstandsmitglied der BP Europa SE und Leiter der Raffinerie in Lingen. „Mit dem Start dieser industriellen Produktion von SAF in Deutschland stellen wir nicht nur unsere Raffinerie in Lingen für die Zukunft auf, sondern unterstützen auch die Luftfahrtbranche dabei, sich zu dekarbonisieren.“

 

Bei dem in Lingen angewendeten Verfahren wird das gebrauchte Speiseöl gemeinsam mit Rohöl in den vorhandenen Anlagen verarbeitet, was man als ‚Co-Processing‘ bezeichnet. Das Endprodukt (SAF) hat die gleichen Eigenschaften wie herkömmliches Kerosin. Dank entsprechender Normung ist es auch international für den Flugverkehr mit 5% biogenem Anteil ohne Abstriche bei Leistung und Sicherheit zugelassen. Bei herkömmlichen Produktionsmethoden für Biokraftstoffmischungen, zum Beispiel von Diesel oder Benzin, wird die biogene Komponente erst nach der Kraftstoffherstellung beigemischt.

 

Raffinerieleiter Appel: „Das in Lingen angewandte Verfahren zur Herstellung von SAF ist in Deutschland einmalig. ‚Co-Processing‘ ermöglicht es uns, die bestehende Anlage mit einigen Modifikationen und Erweiterungen weiter zu betreiben. Damit tragen wir unmittelbar zur Dekarbonisierung bei.“

 

Für den Start der SAF-Produktion hat bp am Standort Lingen eine neue Entladestelle gebaut, einen Tank zur Lagerung der biogenen Rohstoffe aufgerüstet und diesen mit der zuvor aufwändig gewarteten Hydrocracker-Anlage verbunden.

 

Perspektivisch möchte das Unternehmen weltweit einen Marktanteil von 20 Prozent SAF erreichen, denn das Potenzial der ‚Co-Processing‘-Technologie ist groß – sowohl für den Luft – als auch für den Straßenverkehr. Diese Technologie wird im geltenden EU-Rechtsrahmen grundsätzlich ermöglicht, allerdings hat der Gesetzgeber in Deutschland dafür noch keine Rechtssicherheit geschaffen. Deshalb sind die im ‚Co-Processing‘ gewonnenen Produkte in Deutschland bisher nicht zur Anrechnung der Treibhausgas-Quotenverpflichtung zugelassen und werden somit in andere Länder exportiert, die eine Anrechnung ermöglichen. „In Erwartung einer Anpassung der deutschen Gesetzgebung tritt bp hier in Deutschland in Vorleistung, weil wir in Bioenergie einen der wesentlichen Treiber der Energiewende sehen“, sagt Appel.

Über nachhaltige Kraftstoffe
Sustainable Aviation Fuel (SAF) deckt als Oberbegriff für nachhaltige Flugkraftstoffe eine Reihe nicht-fossiler Einsatzstoffe und Herstellungsverfahren ab. Gemäß den bestehenden Normen für Flugkraftstoff sind verschiedene bio- und thermochemische SAF-Herstellungsverfahren zugelassen. Bei dem in Lingen angewandten Verfahren basierend auf Biomasse von Abfällen und Reststoffen spricht man im Fachjargon von „b-SAF“ oder „bio-SAF“. Derzeit gibt es hierfür – sowie für SAF im Allgemeinen –weltweit nur wenige Hersteller. Die Nutzung nachhaltiger Flugkraftstoffe kann den Kohlenstoffausstoß über den gesamten Lebenszyklus – je nach verwendetem nachhaltigem Rohstoff, der Produktionsmethode und der Lieferkette zum Flughafen – um etwa 80 Prozent im Vergleich zu dem dadurch ersetzten herkömmlichen Düsenkraftstoff reduzieren.
 
Über bp
Seit über einem Jahrzehnt unternimmt bp zahlreiche Schritte, um eine kohlenstoffärmere Luftfahrtindustrie zu gestalten. So war das Energieunternehmen an der Betankung des ersten SAF-Fluges einer Fluggesellschaft im Februar 2008 beteiligt. Seitdem hat bp innovative Testflüge ermöglicht, in nachhaltige Alternativen investiert und SAF an über 20 Standorte auf drei Kontinenten geliefert. Seit 2016 ist das Unternehmen zudem der erste Anbieter von Flugkraftstoff, der für die Flugzeugbetankung an allen Standorten weltweit als klimaneutral zertifiziert ist. bp hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2050 oder früher ein klimaneutrales Unternehmen zu sein und sieht in diesem Zusammenhang Bioenergie als einer der wesentlichen Motoren dieser Transformation. Dazu gehören Biofuels, inklusive SAF, und Biogas. So hat bp am 8. Februar 2022 unter anderem die Pläne bekannt gegeben, in fünf größere Bioprojekte zu investieren. Dies beinhaltet auch die Umrüstung von bis zu zwei Raffinerien im bp Portfolio in Bioraffinerien.
 
In Deutschland beschäftigt bp rund 4.600 Mitarbeitende, davon 750 am Standort Lingen im Emsland, und nimmt mit einem Umsatz von knapp 23 Milliarden Euro im Jahr 2020 (inkl. Energiesteuer) eine Spitzenposition unter den führenden Wirtschaftsunternehmen ein. Mit den Produkten und Dienstleistungen der Marken bp, Aral und Castrol erreicht das Unternehmen täglich Millionen Kunden. Zudem betreibt bp hierzulande das zweitgrößte Raffineriesystem und ist im Tankstellengeschäft mit rund 2.400 Aral Stationen Marktführer.
 
Weitere Informationen unter http://www.bp.de