Die Raffinerie wird buchstäblich auf den Kopf gestellt. Konkret bedeutet das: Alle Anlagen des Standortes Gelsenkirchen-Horst werden abgestellt, von den Reaktoren bis hin zu allen Dampfsystemen. Im Werk Scholven ist vor allem der Bereich Aromaten im Süden betroffen. Während des Stillstands werden sämtliche Anlagen in zahllosen Einzelarbeiten überprüft, der Zustand wird dokumentiert und bei Bedarf wird repariert. Auch einige im Vorfeld geplante Erneuerungen oder Umbauarbeiten werden im Zuge des Turnarounds umgesetzt. „So stellen wir sicher, dass alle Anlagen für weitere fünf Jahre sicher, zuverlässig und effizient betrieben werden können“, erklärt TAR Manager Thomas Jaud.
Eine Großrevision wie 2023 bedarf einer umfassenden Planung. Tatsächlich laufen die Vorbereitungen für den diesjährigen Stillstand bereits seit mehr als zweieinhalb Jahren. Vor der eigentlichen Ausführungsphase wird eine komplexe technische Planung erstellt, die einen kontrollierten Ablauf sicherstellt. Am 1. März ist der sogenannte Pre-TAR gestartet, indem alle vorbereitenden Maßnahmen für den Stillstand getroffen werden vom Bearbeiten der nötigen Behördendokumente über das Treffen umfassender Umweltschutzmaßnahmen bis hin zum Aufbau von Gerüsten. Sebastian Paul, als Revisionsleiter verantwortlich für den reibungslosen Ablauf, beschreibt die besondere Herausforderung: „Allein die immens große Anzahl an Aufgaben macht den diesjährigen Stillstand besonders –
wir werden insgesamt rund 10.500 Teile an Equipment anfassen. Vor allem aber ist der TAR Horst+ 2023 der einzige Stillstand in Gelsenkirchen, der beide Standorte – Horst und Scholven – betrifft.“ Auch die Planung der Revision ist diesmal ungewöhnlich. Gestartet wurden die Vorbereitungen noch unter Corona-Bedingungen, der Ukraine-Krieg erschwerte den Prozess zusätzlich: Es musste auf Faktoren wie Inflation und längere Lieferzeiten reagiert werden. Eine enorme Herausforderung, der sich das Team nicht nur stellte, sondern zugleich die Chance nutzte, einige grundlegende Verbesserungen rund um das Thema Materialbeschaffung auf den Weg zu bringen.
Eine umfassende Großrevision lässt sich nicht ohne die zuverlässige Unterstützung von Partnerfirmen stemmen. bp beauftragt deshalb eine Reihe von Kontraktor:innen, die beispielsweise im Bereich Gerüstbau, Rohrleitungsbau oder Industriereinigung Hand in Hand mit unseren Mitarbeitenden zusammenarbeiten. „Wir setzen auf über Jahre bewährte Kooperationen mit lokalen Partnerfirmen, um den Stillstand erfolgreich über die Bühne zu bringen. Egal ob bp Mitarbeitende oder Kontraktor:innen: Die Sicherheit der Mitwirkenden steht immer an erster Stelle!“, versichert TAR Manager Thomas Jaud. Anfang August wird es eine Informationsveranstaltung für Interessierte und die Nachbarschaft geben.Vertreter:innen des Unternehmens und der Stadt Gelsenkirchen werden Rede und Antwort zu allen Fragen rund um den Stillstand stehen. Eine Einladung wird zeitnah verschickt.