Es tut sich etwas: Zwischen 2012 und 2022 stieg die Zahl der Frauen unter den Ingenieur:innen in Deutschland laut einer Erhebung des VDI und des Instituts der deutschen Wirtschaft um 69 Prozent. Allerdings war 2022 trotzdem nur jede Fünfte in diesem Beruf eine Frau. Denn noch immer entscheiden sich Frauen seltener für einen MINT-Studiengang. 2022 lag der Frauenanteil im ersten Fachsemester bei rund einem Drittel.
bp kennt diese Herausforderung aus dem eigenen Recruiting für technische Ausbildungsberufe und Studiengänge in den Raffinerien. „In der Gesellschaft sprechen wir auch heute noch viel zu oft von typischen Frauen- und Männerberufen. Zu letzteren zählt in dieser Denkweise sicherlich auch das Ingenieurwesen“, beschreibt Inga Dransfeld-Haase, Vorständin für Arbeit und Soziales, die Herausforderung und hat auch einen Ansatz zur Lösung: „Wir müssen Mädchen und jungen Frauen, die sich für MINT-Fächer begeistern, Mut machen, sich nicht von dieser ‚Männerdomäne‘ abschrecken zu lassen. Ich kenne viele begabte Ingenieurinnen, die ausgezeichnete Arbeit leisten und tolle Vorbilder für nachfolgende Generationen sind. Sie sichtbar zu machen, ist ein wichtiger Schlüssel für Veränderung.“
Eines dieser Vorbilder ist Carina Clausing. Sie hat 2008 ihre Ausbildung zur Elektronikerin für Automatisierungstechnik in der Raffinerie Lingen begonnen – als einzige Frau in ihrem Jahrgang. Für die damals alleinerziehende Mutter war die Ausbildung besonders herausfordernd, aber sie blieb dran. Auch, weil sie Unterstützung bekam. Der Sozialverein der Raffinerie übernahm einen Teil der Kosten für die Kinderbetreuung. Nach Abschluss der Ausbildung begann sie ein duales Studium und ist seit 2015 Ingenieurin für Elektrotechnik. Im Maintenance-Bereich, in dem sie aktuell mit rund 80 Kolleg:innen arbeitet, ist sie nun eine von vier Frauen. Das Arbeiten in einem männlich geprägten Arbeitsumfeld ist für sie jedoch kein Problem. „Man muss einfach den Mut haben, wenn das Interesse besteht“, rät sie jungen Frauen und betont: „Es hat längst ein Umdenken stattgefunden. Und wenn es Menschen gibt, die noch nicht verstanden haben, dass Frauen das auch können, hilft nur: Mund aufmachen und gegenhalten!“
Der Mut, einen MINT-Beruf zu ergreifen, wächst für Maria Ostrowski, Chemie-Ingenieurin bei bp, auch mit dem Wissen um die Berufe und mit Vorbildern im eignen Umfeld. Sie hätte sich gewünscht, schon in ihrer Schulzeit mehr über den Beruf der Ingenieurin zu erfahren. Doch auch nach der Entscheidung für einen technischen Beruf warten auf Frauen teilweise Herausforderungen. Um diese zu thematisieren und Lösungen zu finden, setzt bp auf Mitarbeitenden-Netzwerke. Maria Ostrowski leitet beispielsweise das 2017 gegründete Diversity-Netzwerk „All in one“ am Raffineriestandort Lingen. Dessen 60 Mitglieder machen sich für unterschiedliche Vielfaltsdimensionen stark – auch für die Chancengerechtigkeit von Frauen. Auf globaler Ebene treibt bp WIN (Women´s International Network) die Frauenförderung bei bp voran – mit Untergruppen in Lingen, Gelsenkirchen und Bochum. Zuletzt fanden standortübergreifende Listening-Sessions zum Thema „Karrierehürden“ statt, um Erfahrungen zu teilen und Lösungsansätze zu Themen wie Vereinbarkeit gemeinsam zu diskutieren. In Gelsenkirchen organisiert das bp WIN-Netzwerk unter anderem Unconscious Bias Trainings für Führungskräfte und bereitet Frauen durch Workshops auf Führungskräfterollen vor.
Diese Aktivitäten unterstützen auch bps internationale Ziele: Bis spätestens 2030 sollen Frauen die Hälfte aller leitenden Funktionen auf höherer Ebene sowie 40 Prozent aller weiteren Führungspositionen im gesamten Unternehmen ausfüllen. Doch auch insgesamt möchte das Unternehmen Frauen mit technischem Interesse unterstützen. Deshalb nimmt bp mit den Raffineriestandorten auch regelmäßig am bundesweiten Zukunftstag und dem dazugehörigen Girls´Day teil. Sie sind ein wichtiger Baustein, um jungen Frauen technische Berufsfelder näher zu bringen und sie so für die Arbeit bei bp zu gewinnen. „Wir wollen deutlich machen, dass Frauen bei uns alle Berufe lernen und sich fortlaufend weiterentwickeln können. Das ist mir auch ein persönliches Anliegen“, unterstreicht Inga Dransfeld-Haase.