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Mit dem Labor auf Spurensuche

Datum der Veröffentlichung:
21. Juni 2023

Chemisch-analytischer Service auf höchstem Niveau

Wenn morgens im Labor der Raffinerie die Proben angeliefert werden, beginnt die Arbeit des 16-köpfigen Teams: Spuren suchen, analysieren, interpretieren. Dann gilt es, jede noch so kleine Abweichung von der vorgegebenen Norm zu entlarven.
Labormitarbeiter bp Lingen

Abweichungen können Störstoffe in Importprodukten sein oder im Endprodukt, das die Raffinerie am Ende wieder verlässt. Ohne das ‚Okay‘ des Laborteams verlässt kein Produkt die Raffinerie.

 

Spurensuche – diese Bezeichnung passe schon ganz gut, findet Dr. Frank Löffler, Leiter des Labors. Denn das technische Equipment des Labors sei teilweise das gleiche wie in Kriminallaboren. Gemeinsam mit seinem Team ist er gleich in drei Prozessen auf chemisch-physikalischer Analysetour: im Eingangs-, Produktions- und Ausgangsprozess, also wenn das Rohöl zum Kraftstoff wird. Tritt während der Untersuchung einer Probe eine Qualitäts- oder Spezifikationsverletzung auf, entspricht das Produkt also nicht den definierten Anforderungen, informiert das Labor umgehend den zuständigen Bereich.

 

Verantwortungsvolle Arbeit

 

Erst wenn der Grund für die Abweichung gefunden und behoben wurde und nach erneuten Analysen feststeht, dass das Produkt nun spezifikationskonform ist, geben es die Labormitarbeitenden für die weitere Verarbeitung oder den Verkauf frei. „Wir tragen eine große Verantwortung – fehlerhafte Analysen bedeuten unter Umständen Anlagenstillstand und Qualitätsverlust beim Endprodukt“, erläutert Frank Löffler. „Man stelle sich vor, ein Auto bleibt liegen, weil die Qualität des Kraftstoffs an der Tankstelle nicht stimmt. Und das passiert dann gleich zigtausend Autofahrern“, ergänzt er. So gibt es von der EU einen festgeschriebenen Anforderungssatz an die Oktanzahl, das Destillationsverhalten und den Schwefelgehalt. Das muss immer alles ganz genau stimmen.

 

Ein weiterer Grund, warum die Arbeit des Labors so wichtig für die Raffinerie ist: Produkte, die nicht den Anforderungen entsprechen, können die Anlagen beschädigen und hohe Reparaturkosten oder sogar Produktionsausfälle verursachen. Daher schlägt das Laborteam rechtzeitig Alarm. „Am liebsten ist es den Kolleg:innen in den Anlagen aber, wenn sie uns nicht hören und sehen“, betont Frank Löffler lachend, „denn dann ist alles in Ordnung mit den Produkten und die Einstellungen der Anlagen passen.“

 

Anspruchsvolle Ausbildung

 

So verantwortungsvoll der Job ist, so anspruchsvoll ist Spezialisten- und Führungspositionen ist lang. Frank Löffler hat Chemie studiert und anschließend promoviert. Nach Stationen in der chemischen Industrie ist er zu bp nach Lingen gekommen und leitet dort seit 2005 das Labor. „Der Beruf ist ausgesprochen vielfältig. Neben dem Wissen um die Funktionsweise der Analysegeräte sind chemische Kenntnisse und ein Verständnis für Anlagen und Produktionsprozesse unabdingbar.“ Zum Glück sei die Fluktuation gering. „Wir haben Teamkolleg:innen, die sind bereits seit 35 Jahren hier im Labor beschäftigt“, erklärt Löffler.

 

Sicherheit hat höchste Priorität

 

Die Lingener „Ermittler:innen“ sind an einem technisch hochmodernen Arbeitsplatz tätig. „Wir haben hier mit allen Produkten Kontakt, die in einer Raffinerie verarbeitet oder eingesetzt werden. Darunter sind natürlich auch Gefahrstoffe. Durch den kontinuierlichen Luftaustausch wird sichergestellt, dass sich möglicherweise austretende Gase oder Dämpfe nicht verbreiten", erklärt Frank Löffler. Doch nicht nur im Labor wird Sicherheit großgeschrieben: Bevor zum Beispiel draußen in der Anlage eine Kolonne geöffnet wird, weil Instandhaltungsarbeiten notwendig sind, werden Schadstoffanalysen durchgeführt, damit gewährleistet ist, dass die Kolleg:innen vor Ort in sicherer Atmosphäre arbeiten können.

 

Zukunftsweisende Arbeit

 

Eine zukunftsweisende Tätigkeit und die ganz enge Zusammenarbeit mit der Forschungsabteilung machen die Arbeit des Laborteams aus. „Schon vor 20 Jahren hat mich das Thema Biodiesel als nachwachsender Rohstoff fasziniert. Heute ist es beispielsweise das Co-Processing-Verfahren, bei dem gebrauchtes Speiseöl in nachhaltigen Flugkraftstoff umgewandelt wird“, erklärt Löffler, der mit seinem Team auch auf diesem Gebiet im Labor arbeitet und aktiv am Wandel hin zu einer nachhaltigeren Raffinerie teilnimmt.