Bereits im Großstillstand 2017 wurde eine Kolonne in der bp Raffinerie Lingen erfolgreich ausgetauscht. Hier die damalige Anlieferung im Hafen.
Die Großrevision einer Raffinerie erfolgt in der Regel alle fünf Jahre. In diesem Abstand müssen die Anlagen vorschriftsgemäß für erforderliche TÜV-Überprüfungen und -Abnahmen abgestellt werden. Außerdem werden in diesem Zeitraum Wartungs- und Instandhaltungsmaßnahmen ausgeführt. Auch für diese Arbeiten müssen die Anlagen außer Betrieb sein, weshalb sie nur während des Revisionszeitraumes ausgeführt werden können. Dann heißt es inspizieren, reinigen, reparieren oder gegebenenfalls austauschen – Teilequipments wie Rohrbündel, aber auch vollständige Equipments wie Öfen oder Kolonnen stehen dabei auf der Agenda. Zudem wird die Großrevision bzw. der Stillstand genutzt, um in den Anlagen Veränderungen oder Umbauten zu realisieren, die vor allem der Sicherheit, der Energieeinsparung sowie der Wirtschaftlichkeit des Standortes dienen.
Dass die Vorbereitungen des Stillstands bereits vier Jahre im Voraus beginnen, lässt erahnen, wie groß der Aufwand ist, der hinter diesem Vorhaben steckt: „Die sogenannte Technikzeit der Großrevision geht über ca. fünf Wochen. In dieser Zeit rechnen wir mit gut einer Million Arbeitsstunden. Um dieses Arbeitspensum zu schaffen, setzen wir in der Spitzenzeit auf die Unterstützung von rund 3.500 externen Fachkräften“, erläutert TAR Manager Mark Driever. Der ideale Stillstand muss wie ein Uhrwerk laufen. Der Einsatz der diversen Fachkräfte, die Infrastruktur und Logistik, Instandhaltungsarbeiten und Projekte – alles muss sicher und richtig ineinandergreifen, damit die geplante Dauer des Stillstandes eingehalten werden kann. Das heißt auch: Arbeiten, die nicht unbedingt während der Abstellung getätigt werden müssen, gilt es im Vorfeld einzuplanen und umzusetzen.
Genau aus diesem Grund steht bereits in Kürze die Anlieferung einer neuen, 24 Meter langen Kolonne an, die im Stillstand ausgetauscht werden soll. Bei dieser sogenannten DA-2001 handelt es sich um eine Vakuumkolonne, die im Raffinerieprozess zum Einsatz kommt, um Kohlenwasserstoffe, die sich bei höheren Temperaturen zersetzen würden, unter erniedrigtem Druck (Vakuum) schonend zu trennen. Die neue Kolonne wird am 15. Juni 2022 im Hafen der Raffinerie erwartet. Hinter ihr liegen dann eine zwölfmonatige Fertigungszeit und eine neuntägige Anreise über Straßen und Wasserwege von Kleve über Rotterdam nach Lingen.
Projektleiter Werner Hofschröer schaut der Anlieferung der Kolonne mit Optimismus entgegen: „Zwei Kräne werden am Hafen bereitstehen, um die 90 Tonnen schwere Kolonne vom Schiff abzuladen. Sie wird dann in direkter Nähe der zu ersetzenden VD1 auf einem temporären Kolonnentisch senkrecht aufgebaut, um sie in den folgenden Wochen für den Einbau im Stillstand vorzubereiten.“
Gefragt sind dann Monteur:innen für die Installation der Einbauten innerhalb der Kolonne, aber auch Gerüstbauer:innen und Stahlbaumonteur:innen für die Anbringung von Arbeitsbühnen, Geländern und Treppen. Überhaupt verdeutlicht ein Projekt wie dieses, wie wertvoll und überaus wichtig gute Teamarbeit im Stillstand ist: „Ohne das hervorragende Zusammenspiel zwischen dem Apparatebauer, den Ingenieur:innen unserer Partnerfirmen und unseren eigenen Fachabteilungen vor Ort wäre die Komplexität dieses Projektes nicht erfolgreich zu bewältigen“, ist Hofschröer überzeugt. Eine Aussage, die sich auf den gesamten Stillstand übertragen lässt. Denn nur im Team lassen sich die Herausforderungen eines eng getakteten Zeitplans, die Koordination von 3.500 externen Fachkräften und vor allem die Einhaltung der hohen bp Sicherheitsstandards erfolgreich bewältigen.