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Wie Anna Braun Beruf, Führung und Familie meistert

Datum der Veröffentlichung:
19. Dezember 2024

Pionierin in der Raffinerie

Aktuell arbeiten 32 Frauen im Anlagenbereich unserer Raffinerie und machen damit einen Anteil von 10 Prozent aller Kolleg:innen im Schichtbetrieb aus. Anna Braun ist eine von ihnen und bereits seit 20 Jahren dabei. Im Jahr 2004 begann sie ihre Karriere als eine der ersten Chemikantinnen. Heute ist sie stellvertretende Schichtmeisterin und erzählt von ihren Erfahrungen in einer traditionell männerdominierten Raffineriebranche.
Anna Braun beim Kontrollrundgang

Im August 2004 startete Anna mit vier weiteren jungen Frauen ihre Ausbildung in der Raffinerie als Chemikantin. Sie hatte sich damals ganz gezielt für diesen Beruf beworben, weil ihr die Schulfächer Mathe, Chemie und Physik lagen und ein Bürojob für sie nicht in Frage kam. Was Anna damals nicht wusste: Mit ihrem Jahrgang wurden die ersten Chemikantinnen in der Raffinerie eingeführt. Das Jahr markierte somit einen Wendepunkt am Standort.

 

Die Anfangsjahre in der Raffinerie

Die ersten sanitären Anlagen für Damen waren provisorisch eingerichtet worden, und teilweise waren die Wege im großen Anlagenbereich weit für die jungen Frauen. Neben diesem ganz praktischen Aspekt, der schnell aus dem Weg geräumt wurde, nahm Anna in den ersten Monaten zunächst eine gewisse Skepsis bei manchem Kollegen wahr: Werden die Frauen die körperlich anstrengenden Aufgaben genauso meistern wie die Männer? Sind sie auf Dauer dem Schichtdienst gewachsen? „Wir Frauen haben uns darüber weit weniger Gedanken gemacht als die Kollegen. Die Aufgaben, die wir damals als junge Chemikantinnen zu erledigen hatten, haben wir einfach angepackt und gemacht – und tatsächlich war das kein Problem“, erinnert sich die heute 36-Jährige.

 

Frauen im Produktionsbetrieb einer Raffinerie gehören heute selbstverständlich zum normalen Alltagsbild, und das wird laut Anna im Berufsalltag nicht mehr hinterfragt: „Heute arbeiten in jeder Schicht Frauen mit – und das funktioniert ganz hervorragend. Auch rückblickend muss ich sagen, dass ich nie einen Moment erlebt habe, in dem ich unsere Arbeit in den Anlagen anzweifeln musste.“

 

Vom Azubi zur Führungskraft

Im Anschluss an ihre Ausbildung als Chemikantin hat Anna direkt den Meister gemacht – so wie ein Großteil ihrer weiblichen und männlichen Mitstreiter:innen. Aufgrund ihrer Berufserfahrung und der zusätzlichen Qualifikationen wurde sie 2017 gefragt, ob sie bereit sei, künftig als stellvertretende Schichtmeisterin zu arbeiten. Anna musste darüber nicht lange nachdenken: „Ich war bereit, mehr Führungsverantwortungzu übernehmen und fühle mich auch heute noch sehr wohl in dieser Rolle.“ Auf die Frage, ob die Kollegen sie von Anfang an als Vorgesetzte akzeptiert hätten, antwortet sie ebenso klar: „Auch das war und ist kein Problem. Die Entscheidungen, die ich zu treffen habe – zum Beispiel, welche Aufgaben wie und wann in unserem Anlagenbereich zu erledigen sind – werden von allen voll respektiert.“

 

Rückkehr nach der Elternzeit

Im Mai 2023 ist Anna in die Elternzeit gegangen. Mitte Oktober dieses Jahres kam sie als Mutter eines 16 Monate alten Sohnes in die Raffinerie zurück und arbeitet seither in 80-prozentiger Teilzeit: „Die Wiedereingliederung haben wir im Vorfeld sehr ausführlich besprochen, und mein Wunsch, zunächst weniger Spätschichten machen zu müssen, wurde so gut wie möglich berücksichtigt. Zum Glück kann ich zuhause auf die Unterstützung meines Partners und meiner Eltern zählen, sodass der Schichtdienst auch in der neuen Situation für mich gut funktioniert.“

 

Vereinbarkeit von Beruf und Familie

Dem Thema Mutterschaft und der Frage, wie man für alle Mitarbeitende Beruf und Familie im Raffineriealltag besser unter einen Hut bringen kann, widmet sich die Raffinerie seit längerem. Während Annas Elternzeit hatte zum Beispiel das Netzwerk für Mitarbeitende „All In One Network“ zu einem Gespräch eingeladen, in dem es darum ging, die Wiedereingliederung von Müttern noch besser zu organisieren. Auch die Raffinerieleiterin Paula Wilson hatte an diesem Gespräch teilgenommen und die Ideen mitdiskutiert: „Unser Ziel war es, einen Leitfaden zu erarbeiten, um damit die Prozesse am Standort noch stärker zu vereinheitlichen. Außerdem haben wir Tipps gesammelt, um den werdenden Müttern eine Hilfestellung zu geben. Zum Beispiel bei der Frage, wie man mit den Kolleginnen und Kollegen in Kontakt bleiben kann.“ Der Workshop fand im Sommer statt, und mittlerweile ist der Leitfaden fertiggestellt. Auch Anna zeigt sich zum Ende unseres Gesprächs zufrieden mit der Tatsache, als Frau und Mutter in der Raffinerie zu arbeiten: „Ich bin sehr gerne wiedergekommen – und nach immerhin eineinhalb Jahren hatte ich gar nicht das Gefühl, lange weg gewesen zu sein.“