Das Werk Scholven verfügt über elf Hochfackeln und zwei Bodenfackeln. Im Werk Horst sind sechs Hochfackeln in Betrieb. Im Normalbetrieb bei der Verarbeitung von Rohöl zu verschiedenen Produkten wie Kraftstoff oder petrochemischen Grundstoffen kommen diese nicht zum Einsatz. Die sogenannten Prozessgase werden in den Anlagen weiterverarbeitet bzw. aufgearbeitet.
Anders ist das bei An- und Abfahrvorgängen (beispielsweise im Zuge von TÜV-Revisionen) und Betriebsstörungen. Hier fallen beim An- oder Herunterfahren von Anlagenteilen große Mengen Überschussgase an, die nicht verarbeitet werden können. Diese Gase werden direkt den Raffineriefackeln zur sicheren und kontrollierten Verbrennung zugeführt. Dies entspricht den Anforderungen der Technischen Anleitung zur Reinhaltung der Luft (TA Luft). Die TA Luft ist die Erste Allgemeine Verwaltungsvorschrift zum Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG) und enthält Festlegungen zum Stand der Technik, welche von den Anlagenbetreibern einzuhalten sind.
Der Fackelbetrieb dauert so lange, bis die betroffenen Anlagen wieder in Normalbetrieb genommen werden. Die Gase gehen dann wieder in den Verarbeitungskreislauf. Da es sich bei den Gasen um Produktbestandteile handelt, ist die Ruhr Oel bestrebt, die Fackelaktivitäten auch aus wirtschaftlichen Gründen so gering wie möglich zu halten.
Wichtig: Eine brennende Fackel ist kein Grund zur Beunruhigung. Sie signalisiert ein voll funktionierendes Sicherheitssystem. Leider lassen sich solche technischen Notwendigkeiten wie das Fackeln selbst bei professionellster Steuerung der Anlagen nicht immer gänzlich vermeiden.
Die Fackeln der Ruhr Oel GmbH in den Werken Scholven und Horst entsprechen dem modernsten Stand der Technik. Selbstverständlich erfolgt das Abfackeln von Gasen auf Grundlage und im Einklang entsprechender Genehmigungen durch die Aufsichtsbehörde – also die Bezirksregierung Münster. An die Aufsichtsbehörde wird jede Fackeltätigkeit gemeldet.
Die Fackeln der Raffinerie verbrennen das jeweilige Gasgemisch zu mehr als 99 Prozent. In die Luft gelangen hauptsächlich Wasserdampf und Kohlendioxid. Stoffe, die auch jeder Privathaushalt mit seiner Heizung in die Luft abgibt.
Video 'Die Fackel als Teil des Sicherheitssystems'
Wir, die Ruhr Oel GmbH – BP Gelsenkirchen, betreiben im Auftrag der BP Europa SE die Raffinerie in Gelsenkirchen mit den Betriebsbereichen Werk Scholven, Werk Horst und das Hafentanklager in Bottrop.
Die Produktionsanlagen werden durch unser Betriebspersonal vor Ort und in den Messwarten laufend überwacht. Um bei einer Produktionsanlage über die gesamte Lebensdauer einen sicheren Betrieb gewährleisten zu können, finden durch interne wie auch externe Sachverständige regelmäßig systematische Prüfungen sowie Revisionsstillstände statt – hierbei wird die jeweilige Anlage auf Herz und Nieren überprüft.
Gemäß der 12. BImSchV (Bundes-Immissionsschutzverordnung) sind Unternehmen, die Anlagen betreiben, von denen eine Gefahr ausgehen kann, zur Information der Bürger verpflichtet. Anlagen sind in diesem Sinne Einrichtungen zum Produzieren und Lagern von Produkten. Ein Ereignis bei dem Menschen oder die Umwelt ernsthaft gefährdet werden können, wird als Störfall bezeichnet. Die 12. BImSchV, auch Störfallverordnung genannt, dient zur Beherrschung der Gefahren bei schweren Unfällen mit gefährlichen Stoffen. In Deutschland fallen mehrere tausend Betriebe unter diese Verordnung.
Die Raffinerie unterliegt aufgrund der eingesetzten Stoffe und deren Mengen den Pflichten der Störfallverordnung, deren Beachtung und Umsetzung von der zuständigen Aufsichtsbehörde überwacht werden. Als ein Teil dieser Überwachung findet regelmäßig eine vor-Ort-Besichtigung statt. Die letzte vor-Ort-Besichtigung der Bezirksregierung Münster fand für alle drei Betriebsbereiche der bp Gelsenkirchen im Mai 2023 statt. Nähere Informationen zu dem Ergebnis der Besichtigung erhalten Sie bei der Bezirksregierung Münster.
Gefährliche Stoffe kommen nicht nur in industriellen Anlagen sondern auch bei Ihnen zu Hause zum Einsatz. Die gehandhabten Mengen sind bei industriellen Anlagen jedoch deutlich größer. Bei einem eventuellen Störfall werden die mit den Behörden (Stadt Gelsenkirchen/Bottrop, Polizei, Feuerwehr) abgestimmten Alarm- und Gefahrenabwehrpläne in Kraft gesetzt und Sie werden durch Maßnahmen dieser Behörden gewarnt. Damit Ihnen bei einem eventuellen Störfall alle notwendigen Informationen vorliegen, haben wir für Sie eine Informationsbroschüre und Sicherheitsratschläge erstellt. Bitte lesen Sie die Informationsbroschüre und drucken Sie sich die Sicherheitsratschläge aus. Sie sollten diese sichtbar neben dem Telefon aufbewahren.
Die Gesundheit der Mitarbeiter auf dem Raffineriegelände wird durch technische und organisatorische Maßnahmen sowie je nach Einsatzort durch eine persönliche Schutzausrüstung geschützt.
Vor der Freigabe jeder Arbeit findet eine ausführliche Beurteilung von möglichen Gefährdungen statt. Entsprechend dieser Beurteilung werden die erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen sorgfältig festgelegt und deren Einhaltung kontrolliert. Für den Fall, dass es doch zu einem Arbeitsunfall kommen sollte, sind unsere Werkfeuerwehr und der Werkarzt schnell einsatzbereit.
Zu den Aufgaben der Werkfeuerwehr gehören technische Hilfeleistungen, Notfallrettung und Brandbekämpfung, vor allem aber präventive Maßnahmen wie vorbeugender Brandschutz, Schulungen und Trainings.
Um schnell reagieren zu können sind die Feuerwachen in den Werken Horst und Scholven rund um die Uhr mit hauptamtlichen Feuerwehrleuten besetzt. Spätestens fünf Minuten nachdem ein Alarm eingegangen ist, sind die Einsatzkräfte an jedem Ort auf dem Werksgelände. Aber: Nicht jeder Einsatz ist ein potentieller Notfall. Wir führen regelmäßig Übungen durch, damit sowohl Feuerwehrleute wie auch das Betriebspersonal den richtigen Umgang mit potentiellen Gefahrensituationen immer wieder trainieren können.
Wir sind nicht nur in der Raffinerie im Einsatz. Unsere Fachleute helfen beispielsweise auch im Rahmen von TUIS, dem Transport- Unfall- Informations- und Hilfeleistungssystem des VCI (Verband der chemischen Industrie) oder bei besonders herausfordernden Einsätzen der städtischen Feuerwehren in der Region.