15. November 2018
Was bedeutet wachsender Nationalismus für Unternehmen und welche Rolle spielt die EU künftig? Diese und weitere Fragen standen im Mittelpunkt des 18. bp Forum unter dem Titel: Globalisierung at risk – Was bedeutet das für Unternehmen? Rund 100 Gäste aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft kamen in den Düsseldorfer Industrie-Club. Ein Thema, das auf dem Podium kontrovers diskutiert wurde.
Auf dem Podium mit dabei waren:
Moderiert wurde die Veranstaltung von Ursula Heller.
Gleich zu Beginn machte Wolfgang Langhoff, Vorstandsvorsitzender der BP Europa SE, deutlich, wie wichtig fundamentale Diskussionen in den heute so unsicher und ungewiss scheinenden Zeiten sind. Grundsätzlich sei die Globalisierung eine Erfolgsstory. Trotzdem können auch negative Veränderungen Unternehmen nicht gleichgültig sein. Einige Staaten konzentrieren sich mehr und mehr auf Abschottung, um die vermeintlich die eigene Industrie vor dem internationalen Wettbewerb zu schützen. Das sei der falsche Weg. Langhoff betonte dabei, dass Europa den 'European way of life', der auf wirtschaftlichen und unternehmerischen Erfolg, auf Ausgleich und Innovationskraft in einer offenen Weltwirtschaft setzt, bewahren sollte.
Ähnlich sah das auch Ute Wolf. Sie betonte, dass die Chemische Industrie global aufgestellt sei und besonders nationaler Protektionismus die Entwicklung von neuen Produkten behindern würde. Denn dann treffen Unternehmensinvestitionen unter anderem häufig auf ein hohes Maß an Bürokratie.
Ein Abbau dieser Hindernisse würde hingegen das Investitionsklima verbessern. Der Staat muss entsprechende Rahmenbedingungen schaffen, sonst verlieren Deutschland und Europa den Anschluss. Nur dann sei langfristiger Erfolg bei einem global agierenden Unternehmen in unsicheren Zeiten gesichert.
Prof. Dr. Hans-Werner Sinn kritisierte, dass die Politik die negativen Folgen der Globalisierung mit kurzfristig wirkenden Maßnahmen bekämpft. Die Diskussion erfolge an den entscheidenden Stellen überhaupt nicht grundsätzlich. Auf Europa-Ebene betrachtet, sei es für eine internationale Wettbewerbsfähigkeit unabdingbar, dass die EU auch eine politische Union wird. Europa müsse klar Stellung beziehen und nicht alles mit sich machen lassen. Im Grunde genommen sei Globalisierung aus volkswirtschaftlicher Sicht ja etwas Gutes: Es ermöglicht Arbeitsteilung, jeder tut das, was er besonders gut kann und das steigert den Wohlstand insgesamt. Wenn aber in einigen Ländern eine mangelnde Wettbewerbsfähigkeit dazu führt, den Wettbewerb insgesamt zu verteufeln und protektionistisch zu argumentieren, ist das die falsche Antwort.
Laut Jürgen Trittin fehlt Europa in der globalisierten Welt eine industriepolitische Strategie. Zudem erkenne er einen sich entwickelnden globalisierter Nationalismus. Es sei daher wichtig, die EU insgesamt zu stärken, um im globalen Kräfteverhältnis eine Rolle zu spielen. Dafür müsse Europa auch entsprechende Standards für Unternehmen setzten. Der Wohlstand in Deutschland hat wesentlich etwas mit der europäischen Einigung zu tun – dafür lohne es sich zu streiten. Allerdings dürfe Globalisierung nicht ausschließlich ökonomisch definiert werden, sondern es spielen auch kulturelle, ökologische und Sicherheitsaspekte wichtige Rollen.